Jonas Bisschop referiert über den Friedensnobelpreisträger ICAN im Leistungskurs Politik-Wirtschaft

Die Organisation ICAN (International Campaign to Abolish Nuclear Weapons) setzt sich für die weltweite Ächtung aller Atomwaffen ein. Für den Leistungskurs Politik der Jahrgangsstufe 13 ergab sich nun am 30. September 2020 die Chance, die Organisation, die 2017 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden ist, kennenzulernen.

Jonas Bisschop hat 2014 an unserer Schule das Abitur abgelegt und danach sein Bachelorstudium im Fach Kommunikationsmanagement abgeschlossen. Der ehemalige Schüler ist außerdem seit mehreren Jahren aktives Mitglied bei ICAN Deutschland und kam an das Gymnasium zurück, um die Abrüstungsorganisation und ihre Arbeit vorzustellen.

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In seinem Vortrag gab der derzeitige Masterstudent den Schülern eine kurze Einführung in die bisherige Geschichte und heutige Verbreitung der nuklearen Bewaffnung. Neben den Arsenalen der weltweit neun Atomwaffen-Staaten lernten sie auch die wichtigsten internationalen Verträge kennen, die eine Eskalation begrenzen sollen: Der Nicht-Verbreitungsvertrag sollte beispielsweise die Proliferation von Atombomben an weitere Staaten verhindern. Der Vertrag von 1968, dem fast alle Länder der Welt beigetreten sind, beinhalte auch das langfristige Ziel einer atomaren Abrüstung, so Jonas Bisschop. Dieses Ziel sei aber bis heute nicht eingelöst worden, da immer noch knapp 14.000 Atomwaffen weltweit einsatzbereit seien. Viele davon seien um ein Vielfaches stärker als die Bomben, die bei ihrem Einsatz 1945 in Hiroshima und Nagasaki zum Tod von rund 200.000 Menschen führten.

Den Kern des Vortrags stellte die Vorstellung des Vertrags zum Verbot von Atomwaffen dar, der 2017 von 122 Staaten der Vereinten Nationen verabschiedet worden sei und für den ICAN vor allem den Friedensnobelpreis erhalten habe. Dieser neue Vertrag, den bereits 80 Staaten unterzeichnet hätten, verbiete Produktion, Stationierung, logistische Unterstützung oder auch Finanzierung atomarer Waffen, so Bisschop. Er stelle einen Meilenstein in den weltweiten Abrüstungsanstrengungen dar und sei ein Gegenimpuls zur Vernachlässigung der Abrüstung. Anstatt den eigenen erklärten Ansprüchen zur nuklearen Abrüstung zu folgen und konsequenterweise dem Atomwaffenverbotsvertrag beizutreten, halte Deutschland daran fest, im Rahmen der sog. „nuklearen Teilhabe“ in Rheinland-Pfalz 20 amerikanische Atombomben zu stationieren und gegebenenfalls einzusetzen – durch deutsche Piloten in deutschen Flugzeugen, so Bisschop.

Währenddessen bahne sich eine gefährliche Entwicklung an, da weitere wichtige Verträge zur Abrüstung in Frage gestellt seien: Bereits 2019 sei der Vertrag zum Verbot von Mittelstreckenraketen mit Reichweiten zwischen 500 und 5000 Kilometern aufgekündigt worden. Im Februar 2021 laufe nun auch das Abkommen zur Begrenzung strategischer Kernwaffen zwischen den USA und Russland (New Strategic Arms Reduction Treaty, New START) aus. Werde es nicht verlängert, steige das Risiko einer Spirale nuklearer Aufrüstung.

Abschließend stellte sich der Referent den Fragen der Schüler und diskutierte mit ihnen Möglichkeiten, um sich in die Debatte einzumischen. Eine Beteiligung sei auch möglich, indem man bei seiner Bank prüfe, inwiefern diese bei der Finanzierung von Kernwaffen involviert sei. Auch könne man Städte sowie Abgeordnete in Land- und Bundestag dazu bewegen, den Beitrittsappell von ICAN zu unterstützen, so wie es bereits 100 Städte in Deutschland getan hätten. Aber auch Druck auf und Diskussionen mit Parteien und deren politischen Vertretern seien natürlich Wege, um die nukleare Teilhabe der Bundesrepublik zu beenden.

 

Peter Beckmannshagen